Wie setzt man als national größte Wohnungsbaugesellschaft ein Zeichen für wirtschaftliches und ökologisch nachhaltiges Bauen? Dieser Herausforderung stellte sich das Architekturbüro Giselbrecht + Partner bei der Konzeption des neuen Büro- und Verwaltungsgebäudes der ÖWG/ ÖWGES (gemeinnützige Österreichische Wohnungsbaugenossenschaft) in Graz.
Das im Januar in Betrieb genommene Gebäude sollte nicht nur Platz für ca. 180 Mitarbeiter mit Büro und Besprechungsräumen bieten, sondern auch für den Kundenverkehr zugänglich sein. Dabei war das Baugelände alles andere als leicht zu erschließen, denn das schlanke und weit in die Tiefe reichende Baugrundstück bot wenig Spielraum für ausgefallene Architekturkonzepte. Dennoch sah das Konzept der Architekten vor den öffentlichen Raum bewusst in das Innere zu transportieren um einen einladenden Charakter zu erzeugen. Die geschlossene Front der benachbarten Gebäude sollte dabei erhalten bleiben. Es lag daher nahe, den für die Öffentlichkeit zugänglichen Teil des Gebäudes mit einem zentralen Empfangsportal in die Straßenfront zu integrieren.
Um möglichst viel Platz für ein Empangsfoyer zu schaffen entschieden sich die Architekten dieses in das Untergeschoss zu verlegen und es durch eine große Freitreppe zugänglich zu machen. Das bis in das Obergeschoss offene Foyer wird dabei durch die gläserne Front mit Tageslicht ausgiebig erhellt. Der zurückgesetzte Empfangsbereich im Erdgeschoss bietet dennoch ausreichend Privatsphäre für die persönlichen Angelegenheiten der Besucher. Dieser öffentliche Bereich besteht aus Büro- und Besprechungsräumen im Obergeschoss und ist als geschlossener Baukörper bewusst von dem nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Bürokomplex mit Planungs- und Verwaltungsbüros abgesetzt. Ein gläsernes Treppenhaus verbindet die zwei auch von der Haustechnik separat geplanten Gebäudeteile miteinander, und gibt den Ausblick frei über den Innenhof im Untergeschoss, der ausschließlich von den Mitarbeitern genutzt wird. Der Bürokomplex verfügt über Büros für knapp 150 Mitarbeiter, Besprechungsräume, Versorgungs-, und Sanitäreinrichtungen, ein Fitnessstudio und eine Turnhalle. Die Cafeteria befindet sich im obersten Stockwerk und grenzt direkt an eine große Dachterrasse.
Aufgrund der Bauvorgabe war es für die Architekten nicht einfach ein ansprechendes Bürokonzept zu entwickeln, das ausreichend Platz für die erforderlichen Büroräume bietet und gleichzeitig den einzelnen Etagen eine offene Atmosphäre verleiht. Man entschied sich für eine Anordnung der Büros entlang der beiden Gebäudelängsachsen, sodass die überbreiten Flure in der Gebäudemitte gleichzeitig zum Verweilen, Besprechen und Arbeiten genutzt werden können. Halbhohe Schränke dienen hier als Arbeitsfläche und gleichzeitig als Stauraum für Akten und Büromaterial. Durch große Fensteröffnungen in den einzelnen Büros dringt viel Tageslicht in das Gebäudeinnere und erhellt es gleichmäßig. Infoscreens entlang der Flure informieren die Mitarbeiter über Neuigkeiten und Firmeninterna.
Das Beleuchtungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Büro Lichtblick aus Graz, dem Ingenieurbüro Stengg, und der Nimbus AG erarbeitet und besteht zu 98% aus LED Beleuchtung. Damit ist das ÖWG/ ÖWGES Gebäude das erste Bürogebäude, das ausschließlich mit LED Technik ausgestattet ist. Zum Einsatz kamen 1440 verschiedene Leuchten in bewährtem Nimbus Design. Für die klassische Allgemeinbeleuchtung in Büros, Fluren und Empfangsräumen wurden 1.000 LED-Leuchten der Modul Q-Serie und 440 Leuchten aus der Modul R-Serie eingesetzt. Durch den extrem flachen Leuchtenkörper der LED Module konnte die Raumhöhe optimal genutzt und Konflikte bei der Installation mit anderen Gewerken der Gebäudetechnik vermieden werden. Für die Arbeitsplatzbeleuchtung wurde zusätzlich 210 der Office Air-LED Stehleuchte eingesetzt, die von RESI Informatik & Automation GmbH in die Haustechnik eingebunden wurde. So lässt sich der direkte und indirekte Lichtanteil individuell schalten und dimmen. Ein eigens entwickeltes Webinterface erlaubt es dem Benutzer die Lichtverhältnisse und die Raumtemperatur an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Gleichzeitig kann dadurch das gesamte Gebäude zentral überwacht, analysiert und gesteuert werden. Neben der individuellen Bedienung werden bei Abwesenheit die Jalousien automatisch gesteuert, sodass ein optimales Raumklima erzielt und die Energiekosten gesenkt werden können. Mit einem modernen Erdwärmespeicher-System werden die beiden Gebäudekomplexe ganzjährig beheizt. Zusätzlich wandelt eine 350m² große Photovoltaikanlage Sonnenenergie in elektrischen Strom und erzeugt eine Spitzenleistung von 16kW. Somit werden die natürlichen Resourcen optimal genutzt und der Ausstoß von CO² vermieden
Mit 350 Neubauten pro Jahr ist die ÖWG/ ÖWGES einer der größten Bauträger in Österreich und belegt durch den Bau des eigenen Bürogebäudes ihren Anspruch an zukunft-orientiertes Denken und Bauen. Eindrucksvoller kann man kein Zeichen setzen.